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Seitenübersicht: Königsweg zur inneren Freiheit - Wenn das SOLL nicht mehr zum MUSS wird - Weg zur Lösung von Beziehungsstörungen - Weg zur Resilienz - Gottes uneingeschränkte Imperfektionstoleranz - Imperfektionstoleranz, Voraussetzung für …
„Imperfektionstoleranz bedeutet, das innere Dogma der ‚unbedingt notwendigen Wertschätzung‘ als falsch zu entlarven: Wir sind eben nicht so viel wert, wie wir wertgeschätzt werden. Denn der innere Wert der eigenen Person ist unabhängig von äußeren Beifallskundgebungen. (…)
Imperfektionstoleranz bedeutet die Selbstannahme mit aller Fehlerhaftigkeit, Durchschnittlichkeit und Gewöhnlichkeit. Sie bedeutet das Tolerieren der Diskrepanz zwischen SOLL und IST im eigenen Leben als gesunde Spannung, die persönliche Entwicklung erst möglich macht. (…)
Imperfektionstoleranz ist eine erwerbbare Tugend, die dem Menschen seinen Handlungsspielraum zurückgibt, das Sinken der Maske, der Königsweg zur inneren Freiheit.“ (R. M. Bonelli in: „Perfektionismus“, S. 299)
(contra Video 3)
Dr. Michael Winterhoff benennt in seinen Darlegungen drei Beziehungsstörungen (Video 11);
1. Partnerschaftlichkeit – 2. Projektion – 3. Symbiose
Diese Beziehungsstörungen entstehen u n b e w u s s t und sind daher keine Frage der SCHULD! Die Auflösung dieser Störungen und die damit verbundene Rückkehr in die „natürlichen Positionen“ aber kann nur b e w u s s t erfolgen!
Dazu benötigen wir die unserem Herzen innewohnenden Kräfte:
Den Verstand, um den Tatbestand der Störungen objektiv zu erkennen.
Den Willen, um die Störung anzuerkennen und eine klare Entscheidung für die Behebung/Lösung derselben zu treffen.
Verstand und Wille müssen dann die Psyche „beflügeln“ und durch Umgewöhnung allmählich zu jener Beziehungsart hinführen, die zu psychischer Reife und damit auch zur Gemeinschaftsfähigkeit hinführt – in die „natürlichen Positionen“.
( Die Macht der Gewohnheiten)
3.1 Die Auflösung der Partnerschaftlichkeit durch Imperfektionstoleranz
Mein Kind darf Kind sein und muss noch nicht fertig und perfekt sein! Mein Kind darf allmählich „er-wachsen“ und muss noch nicht die Probleme der Erwachsenen mit-tragen und mit-lösen. Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert – in sich und im Hinblick auf die schrittweise Entwicklung des Inneren der Person! Und ich darf als schützendes, bergendes, helfendes, spiegelndes … Gegenüber meinem Kind zur Seite stehen.
3.2 Die Auflösung der Projektion durch Imperfektionstoleranz
Mein Kind darf Fehler, Mängel, Schwächen, schlechte Noten haben, da ich keiner „Kompensation-Kosmetik“ durch mein Kind mehr bedarf.
Mein Kind darf auch mal schlecht drauf sein, mir Ärger machen und mal negativ auffallen, eigenwillig sein, … ohne dass ich gleich nervös werde und an mir und meinem persönlichen Wert zweifle.
Ich darf Defizite in Anerkennung, Orientierung und Sicherheit haben und es auch andere merken lassen. Aber zugleich trainiere ich meinen Mut (de Mut), um diese Defizit bewusst in der Erwachsenwelt zu kompensieren anstatt unbewusst durch mein Kind.
3.3 Die Auflösung der Symbiose durch Imperfektionstoleranz
Meine Körperteile dürfen auch mal nicht funktionieren und wehtun! Ich muss nicht perfekt sein!
Auch meine Kinder dürfen sich ruhig mal so verhalten, wie es mir keine Freude bereitet. Sie dürfen auch mal nicht so funktionieren, wie ich es mir gerade wünsche, oder der Mainstream es gerade von mir und meinen Kindern erwarte oder sogar fordert!
Jeder von uns ist eine eigene Person und hat (s)einen eigenen Wert – von innen her und nicht nach der Stärke des „Applaus der Menschen“!
Sobald ein Mensch vom Gedanken, vor wem auch immer innerweltlich perfekt sein zu müssen, frei geworden ist, gewinnt er eine unsagbar große, innere Freiheit. Diese Freiheit befähigt ihn, die Maßstäbe, die andere Menschen an ihn anlegen (wollen), abprallen zu lassen und sich von den nachfolgenden kritischen bis hin zu spöttischen Bewertungen durch die Menschen nicht verwunden zu lassen.
Diese psychische Widerstandskraft hilft ihm auch, sich den höher gelegenen Bedürfnissen (Bedürfnispyramide) zuzuwenden und so seine Psyche mit nachhaltigeren und weitsichtigeren/zukunftsorientierten Beglückungen zu befrieden.
Diese innere Freiheit wird umso tragender und schützender sein bzw. werden, wenn ein solcher Mensch zugleich immer wieder einen „sicheren Hafen“ von Gleichgesinnten anlaufen kann. Die größte innere Freiheit aber wird dem Menschen in der andauernden Gemeinschaft mit Gott, dem „sichersten Hafen“, geschenkt.
5.1 Das Beispiel Jesu
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.“
(Mk 2, 17; vgl. Mt 9, 13)
Jesus ist um der Menschen willen in die Welt gekommen, die mindestens ein Defizit haben und krank sind – nicht für die Perfekten, für die Gesunden (die es übrigens vor Gott nicht in einem einzigen „Exemplar“ gibt!)!
Sünder sind Menschen, die in ihrem Inneren, in ihrem Herzen krank sind. Sie sind die Menschen mit dem schwerwiegendsten Defizit! Ihnen fehlt die volle lebendige Gemeinschaft mit Gott! Um dieses Defizit wieder aufzuheben, kann Jesus in die Welt. Durch seine Wunden sind wir geheilt (vgl. 1 Petr 2, 24). Er hat sich aus Liebe zu uns äußerlich und innerlich schlagen lassen. Aber weder das Eine noch das Andere konnte Jesus dazu veranlassen, sich auch nur für einen Augenblick von seinem VATER im Himmel abzuwenden bzw. zu trennen. Selbst sein Aufschrei am Kreuz hängend: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ (Mk 15,34) durchlitt er in seiner menschlichen Natur um unseretwillen, die wir Gottes Gegenwart im Allgemeinen auch nicht sinnhaft spürbar erfahren. Aber Gott ist immer da! Daher sprach Jesus am Ende auch die Worte (scheinbar ins Leere): „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23, 46) Er übergab sich im Tod dem VATER – auch ohne sinnhaft spürbar wahrgenommene Gemeinschaft mit IHM.
Dies alles geschah, damit wir ein Beispiel haben, für jene Augenblicke im Leben, in denen es uns schlecht geht. Gott ist immer da – vor allem wenn wir ihn am nötigsten haben. Er ist der „sicherste Hafen“! Ihm geht unsere Not immer zu Herzen. Er ist durch und durch b a r m h e r z i g (s. 5.2.)! Aber er nimmt nicht jedes Hindernis, jede Beschwernis, … aus unserem Leben – wie es auch gute Eltern nicht tun. Doch wie auch sie, so ist Gott i m m e r an unserer Seite.
Dies bringt Margaret Fishback Powers in ihrem Gedicht „Spuren im Sand” sehr anschaulich zum Ausdruck.
In einem Traum blickte auf ihren Lebensweg und sah zwei Fußspuren im Sand, ihre eigene und die des Herrn, der sie immer begleitete. Doch entdeckte sie auch Abschnitte, in denen nur ihre eigene Spur im Sand zu sehen war. Und dies waren gerade noch die schwersten Augenblicke. Da fragte sie den Herrn, warum er sie denn ausgerechnet in diesen Lebensabschnitten alleine gelassen hätte!?
Da antwortete ihr der Herr:
(vgl. Margaret Fishback Powers;
Teil aus: Deutsche Fassung des Gedichts „Spuren im Sand“)
5.2. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn und dem barmherzigen Vater (Lk 15, 11 -32)
5.2.1 Die Rückkehr des Sohnes, der die Gemeinschaft mit dem Vater verlassen hatte
Dem Vater geht die Not des innerlich tot gewesenen, nun zurückkehrenden Sohnes zu Herzen.
Er eilt dem Sohn entgegen, da seine Psyche ihren Grund zum Glücklichsein zurückerhält
Die ganzen Jahre hindurch war er voller Sehnsucht und Erwartung (= Hoffnung)!
Welch ein schmerzlicher Mangel an Glücklichsein hat seine Psyche erlitten.
Da dieser Sohn nun wieder lebt und er wieder in Gemeinschaft mit ihm ist, ist dem Vater nichts zu schade für ihn (kostbarste Kleidung, Schmuck; Mastkalb, …)!
5.2.2 Der Sohn, der die Gemeinschaft mit dem Vater nie verlassen hatte
Der zweite Sohn, der äußerlich immerwährend gesund und geborgen war, erkennt seinen beständigen Schatz/Reichtum, den er ununterbrochen besaß, nicht – vor allem erkannte er nicht den Wert der lebendigen Gemeinschaft der Herzen mit seinem Vater und die Gütergemeinschaft, aus denen er nie gefallen ist.
Dieser Sohn ist in die Befriedigung der physiologischen Bedürfnisse () derart verkettet, dass er für die höher gelegenen Bedürfnisse (vor allem für der Bedürfnispyramide) blind geworden
5.2.3 Armut, Einsamkeit und Erniedrigung - Gottes Zumutungen aus Liebe
Der Sohn, der die Gemeinschaft mit dem Vater verlassen hatte, war ursprünglich wie sein Bruder extrem orientiert an der Befriedigung der physiologischen Bedürfnisse ().
Aus diesem Motiv heraus verließ er seinen „sicheren Hafen“ und lebte nur auf die niedrigsten Bedürfnisse ausgerichtet.
Folge: falsche, schmarotzende Freunde Armut, Einsamkeit, Erniedrigung
Aber gerade in dieser Erfahrung von Leid und Defiziten verbarg sich für ihn das große Geschenk, die große Chance der Metamorphose seines !
Von der Verkettung an die affektiv-sinnhaft wahrnehmbaren physiologischen Bedürfnisse ) befreit, konnten nun der Verstand klar erkennen und der Wille sicher entscheiden. Von diesen beiden beflügelt und gesteuert, konnte die Psyche – die Kraft der Sehnsucht nach Glücklichsein im Menschen – jetzt den höheren Werten ( bis ) zugewandt werden.
Sowohl diese Erkenntnis als auch der „Weg zurück“ waren schmerzlich und schwer. Sie waren ein „Bußweg“: ein Weg der Ab-Kehr von dem als schlecht Erkannten und gleichzeitige die Hin-Kehr zu dem, von dem er aufgrund der Sehnsucht und Erwartung des kindlichen Vertrauens Hilfe und Wiederaufnahme erhoffte. Aber sein Herz war bestimmt von Demut – von einem realen, nichts beschönigendem Blick auf sich und sein vergangenes Tun. Er war bereit als Konsequenz für sein falsches Verhalten, seine „natürliche Position“ nach unten zu verschieben. Er wollte von nun an als Knecht und nicht mehr als Sohn auf dem Hof seines Vaters leben und arbeiten.
Aber sein Vater sah die Aufrichtigkeit seiner Um-Kehr und setzte ihn feierlich an die ihm zukommende „natürliche Position“ wieder ein: als Sohn.
5.2.4 Die Rückkehr des Sohnes – ein Beispiel für uns
Das christliche Fasten (ca. vier Wochen vor Weihnachten; 40 Tage vor Ostern) hat genau das zum Ziel, was dem „verlorenen Sohn“ ungewollt passiert ist – die bewusst gesuchte Loslösung/Befreiung von den sinnhaft wahrnehmbaren Dingen, die uns im Allgemeinen so fesseln, dass wir oft Gefahr laufen, den Blick für die höheren Güter zu verlieren – vor allem auch für unseren „sichersten Hafen“.
Die Fastenzeit gilt weithin als „Bußzeit“. Für den hl. Franziskus von Assisi bedeutete Buße immer zweierlei:
siehe Hirtenwort von Bischof Dr. Stefan Oster, SDB, Bistum Passau zum 1. Fastensonntag anlässlich des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit - “Umarmt von Gottes Barmherzigkeit - den Ablass als geistlichen Schatz neu entdecken”
… das Verlangen nach Voll-Kommenheit
Das Volle, die Fülle auf sich zukommen zu lassen
sich beschenken zu lassen ein dankbares zu bekommen
dazu siehe Vortrag von Hanna Barbara Gerl-Falkovitz Warum ist Perfektionismus langweilig und Vollkommenheit nicht?
(RPP 2015 »Perfektionismus & Vollkommenheit« )
… das Verlangen und die Sehnsucht nach einem „sicheren Hafen“, ja nach dem „sichersten Hafen“
… das Bewusstsein der eigenen Erlösungsbedürftigkeit – Anti-Münchhausen-Denken
… die Metamorphose des zur Sorglosigkeit des Kindseins
… ein in dankbarer Freude und froher Dankbarkeit
… für eine Psyche im tiefen Glücklichsein