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Froh0
Eine (leider) notwendige Vorbemerkung:

Im modernen, alltäglichen Sprachgebrauch wird vor allem bei Jugendlichen der Begriff „Beglückung“ mit sexueller Aktion verknüpft.
Dies stellt eine radikale Einengung des Glücklichseins auf Sex dar. Ein solches eingleisiges Denken und Verstehen von Beglückung führt in eine Sackgasse. Aus ihr führt nur eine  Herzrandklein -Haltung der Umkehr heraus, die sich wieder zur ganzen Vielfalt der Beglückungen hinkehrt, wie sie in der achtstufigen Bedürfnispyramide von A. Maslow angestoßen wird.
Gerade Einsatz, Mühe, Anstrengung, ... auf dem Weg zur Beglückung führen zu umso nachhaltigerer Beglückung. (z.B. das Besteigen eines Berges).       
Wir müssen vielleicht alle aufmerksamer werden, wenn es um die Frage der Beglückung geht, damit wir nicht unbemerkt mit Blindheit, Taubheit, Lähmung, Unsicherheit, … zu tun bekommen, sondern den Blick für die unzähligen Beglückungen behalten oder bald wiedergewinnen.

Glücklichsein – wann trifft es zu?

 

Teil 1


Ein Säugling sagt es uns:
Ich bin glücklich, wenn ich satt bin – keinen Hunger verspüre.
Ich bin glücklich, wenn ich trocken bin – nichts Unangenehmes oder gar Schmerzliches spüre.
Ich bin glücklich, wenn mir warm und angenehm ist – ich nichts Kaltes, Raues, Kratzendes … spüre.
Ich bin glücklich, wenn ich Geborgenheit erfahre – mich nicht einsam, allein, verlassen, bedroht … fühle.
 

FAZIT

Ein Säugling ist glücklich, wenn seine grundlegenden und aktuellen Bedürfnisse im Bereich 1 befriedigt und gestillt sind.

In den ersten Monaten ist das Kind durchaus schnell zufrieden, vor allem wenn die Befriedigungen in einer zuverlässigen Ordnung und Struktur geboten werden und somit zusätzlich die Erfahrung von Sicherheit (= Bedürfnis 2) vermitteln.

      PfeilSchwarzwkl  Aufbau von (Ur-)Vertrauen!!!

 

Etwa ab dem 10. Lebensmonat beginnt sich das Kind für die höher gelegenen Bedürfnisse (3 - 8) zu öffnen. Voraussetzung dafür aber ist es, dass das Kind das ‚auch mal Warten müssen‘ allmählich erlebt und erlernen kann.

 

 pfeilwinksw Das Kind wird auf diese Weise schrittweise dazu hingeführt, nachhaltigere und weitsichtigere Beglückungen erfahren zu können. Dazu ist die Auswahl der Beglückungen sehr entscheidend, die die Bezugsperson stellvertretend für das Kind trifft.

 

Ein Beispiel: Das Kind hat Hunger.

    Befriedigung a: Das Kind bekommt sofort seinen Keks, Schoko, Film, … 

    Befriedigung b: Das Kind bekommt eine Karotte, Gurke, …

                        Befriedigung ebenfalls über  Sinnes-Wahrnehmungen,

                         aber nicht süß, weich mühelos, …,

                         sondern weitsichtig im Hinblick

                         auf die Gesundheit des Kindes

    Befriedigung c: Das Kind bekommt einfach “nur“ Zuwendung.

                        Diese Wahrnehmung hilft ihm, seinen aktuellen Hunger vorübergehend zurückzustellen oder gar zu vergessen – abgelenkt zu sein bis zur strukturierten Essenszeit. 

Es geht um den zarten Beginn des Erwerbs der psychischen Funktionen „Frustrationstoleranz“ und „Fremdbestimmung“: Da ist jemand, der hat mir etwas zu sagen, auch wenn mir das gerade nicht ganz passt! (M. Winterhoff)

Dieser Erwerb schließt in sich das Training von Ausdauer, Anstrengungsbereitschaft, Pünktlichkeit, Interaktionsfähigkeit, Verlässlichkeit, Erleben von Strukturen, … ein. 

Diese Funktionen der Psyche stehen am Anfang einer existenziellen Beglückungs-Kette:

    psychische Funktionen

      Pfeileinfach Grundvoraussetzung für Gemeinschaftsfähigkeit

        Pfeileinfach Gemeinschaft macht jeden Menschen immer wieder glücklich. (M. Spitzer)

glücklichs1

Teil 2

 

Glücklichsein geht über die Wahrnehmung.

 

Beim Säugling geschieht es zunächst vor allem über

    das Fühlen mit der Haut
    das Riechen mit der Nase
    das Hören mit den Ohren
    das Schmecken mit dem Mund

Das Sehen mit den Augen kommt erst im Laufe der Zeit hinzu, da Säuglinge zunächst nur verschwommen sehen können. Dies ist äußerst gut für die Kinder, da über die Augen der größte Anteil der Wahrnehmungen erfolgt und das Kind am Anfang mit dieser zusätzlichen Flut an Eindrücken und Informationen völlig überfordert wäre.

 

 

TRANSFER auf uns Erwachsene:

Auch wir Erwachsene sind glücklich, wenn unsere Bedürfnisse gestillt sind. Aber unsere bedürfnisse sind (leider) viel vielfältiger. Dies liegt unter andrem in der hohen Qualifikation unserer Augen begründet

 

A b e r  unsere Bedürfnisse sind wesentlich vielfältiger in ihrer Auswahl und Qualität, wie es A. Maslow in seiner Bedürfnispyramide deutlich aufzeigt.

 

  • Je höher ein Bedürfnis angesiedelt ist, desto mehr Einsatz braucht es, dieses zufrieden zu stellen.  Aber umso nachhaltiger ist die anschließende Beglückung!
  • Die durch Sinnes-Wahrnehmung geweckten Bedürfnisse befinden sich auf der untersten Stufe der Pyramide und sind im Allgemeinen schnell und leicht zu befriedigen - wie bei einem Säugling, bei dem dies ja auch notwendig ist.
  •  

    Für Kinder, Jugendliche und uns Erwachsene hat diese schnelle Befriedigungsmöglichkeit aber fatale Folgen:

      Je schneller wir zufrieden gestellt sind, desto weniger verlangen wir nach den höheren Beglückungen!

      Weil diese schnellen Befriedigungen aber kurzlebig sind, bringen sie auch nur kurzlebige

      Beglückungen mit sich. Daher sind wir bald wieder un-zufrieden und verlangen bald nach neuer Befriedigung, die ja wiederum leicht möglich ist.
      Wiederholt sich dieser Vorgang häufig (womöglich schon im Kindesalter!), wird er zur Gewohnheit. Gewohnheiten aber werden von unserer Psyche grundsätzlich als Beglückung „abgespeichert“ – ungeachtet ihrer positiven oder negativen Konsequenzen für den Menschen. Außerdem gibt die Psyche keine als Beglückung gespeicherte Gewohnheit widerstandslos wieder heraus – der Mensch gerät Schritt für Schritt in (s)ein Hamsterrad.

 

Jede schnelle Befriedigung birgt also in sich die große Gefahr, dass die Bedürfnisse auf den höheren Stufen ‚überhört‘ bzw. ‚übersehen‘ werden und nicht zur Entfaltung gelangen. Sie  bleiben brach liegen.

 

Ein Beispiel:

Je mehr ein Kind an schnelle Befriedigungen (der Stufe 1) gewöhnt ist, desto schwerer kann sich das kognitive Bedürfnis (Stufe 5) zu Wort melden bzw. befriedigt werden, da es solchen Kindern an  Anstrengungsbereitschaft, … mangelt – das Lernen fällt ihm schwer, weil es oft auch mühevoll ist. Hier passt in gewisser Weise auch das Sprichwort: Ein voller Bauch studiert nicht gern!

 

Um dieser die Lebensqualität einschränkenden Grundhaltung bei Kindern vorzubeugen, sollten Kinder, wie bereits ausgeführt, ca. ab dem zehnten Lebensmonat allmählich in sehr kleinen Schritten auch das „Warten“ erlernen und somit über die ersten psychischen Funktionen zum Erwerb der emotionalen und sozialen Kompetenzen gelangen. Durch ein solches weitsichtiges Verhalten der Bezugspersonen bauen sich im Kind positive Gewohnheiten auf.

Jede sich wiederholende Gewohnheit wiederum führt grundsätzlich zur Beglückung der Psyche, die ja immer glücklich sein will. Hierbei ist die Psyche aber nicht im Stande perspektivisch zu denken und positive Gewohnheiten von negativen Gewohnheiten zu unterscheiden. Der Psyche geht es allein um die Gewohnheit und deren Erhalt um jeden Preis. Das ist ihre Beglückung pur!

 

Ein Beispiel:
 Wird das Leben im Hamsterrad oder als Eier legende Wollmilchsau zur Gewohnheit, beginnt die Psyche über kurz oder lang diesen Lebensstil einzufordern. Denn jede Gewohnheit heißt für sie Beglückung, auch wenn es für den Menschen ganzheitlich zum Burn-out führt.

 

Hamsterradmit1AnC

Was das Leben nicht vollbrachte, schafft auch das Sterben nicht.

(Martin Buber)

smilyt

Habe ich im Leben nicht den Zugang zum nachhaltigen Glücklichsein gefunden,

bringt mir das Sterben dieses auch nicht.

 

smilyl

Habe ich im Leben das nachhaltige Glücklichsein gefunden,

bringt mir auch das Sterben dieses.


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